Monika Dräger
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Buddhistische Texte

Vimalakirti-Nirdesa

Seiten: 1 (Handlung) | 2 (Kapitelübersicht)

Handlung des Sutras1

Der Vimalakirti-Nirdesa nimmt unter den Mahayana-Sutras eine Sonderstellung ein, zum einen wegen seiner Schönheit und humorvollen Darstellung, zum anderen weil die „Hauptperson“ nicht der Buddha oder ein transzendenter Bodhisattva ist, sondern ein so genannter Haushälter oder Laienanhänger. Es wird aber ziemlich schnell deutlich, dass Vimalakirtis Fähigkeiten keineswegs „laienhaft“ sind, sondern dass er ein hoch verwirklichter Bodhisattva ist.

Der Vimalakirti-Nirdesa behandelt zentrale Fragen wie: Was ist ein Bodhisattva? Wie handelt er oder sie? Wer kann den Mahayana-Weg beschreiten und ein Bodhisattva werden? Wie kann er nicht nur sich selber befreien, sondern auch anderen dabei helfen? Welche Methoden verwendet er dabei? Was passiert, wenn man Lehren zu wörtlich nimmt, wenn sie nicht mehr Mittel zum Zweck sind, sondern zum Selbstzweck werden?

Im Wesentlichen aber geht es um eines: um Befreiung – daher lautet auch einer der Untertitel des Textes „Lehre von der unvorstellbaren Befreiung“. Befreiung ist im Buddhismus ein zentraler Begriff – genauer gesagt ist sie der Dreh- und Angelpunkt. Der Buddha hat den Dharma gelehrt, um den Menschen zu ermöglichen, sich vom Leiden zu befreien, das aufgrund ihrer Unwissenheit entsteht. Er hat dabei viele verschiedene Formulierungen gewählt. Die wohl grundlegendste ist die Lehre von den vier edlen Wahrheiten. Aber auch Themen wie „Nicht-Zweiheit“ oder „Unvorstellbarkeit“ wurden gelehrt, nicht weil sie philosophisch so interessant sind, sondern weil sie auf dem Weg zur Befreiung von praktischem Nutzen sind.

Unser gewöhnliches Denken ist von Vorstellungen und durch Gegensätze geprägt (dualistisches Denken). Das Sutra will uns jenseits dieses Denkens führen, damit wir zu einer unvorstellbaren, unbegreifbaren Wahrheit gelangen. Damit bringt es unseren Verstand an seine Grenzen und darüber hinaus. Das vorstellungsfreie Erkennen von Leerheit und Nicht-Zweiheit soll uns zur „unvorstellbaren Befreiung“ führen.

Aber was passiert, wenn der Bodhisattva alle Wesen als leer ansieht – wie kann er dann großes Mitgefühl für sie entwickeln? Und wie sollen die Buddhas und Bodhisattvas eine Lehre vermitteln, die „unvorstellbar“ ist – ganz zu schweigen von „in Worte fassen“? Sangharakshita schreibt dazu:

„Sogar sie können den Dharma nicht wirklich mit Worten lehren. Stattdessen verdeutlichen sie ihn durch ihre Handlungen, und zwar insbesondere durch magische Handlungen.“ (Sangharakshita, The Inconceivable Emancipation, S. 15)

Daher führt uns der Vimalakirti-Nirdesa in eine Welt der Wunder. Die vom Buddha und von Vimalakirti vollbrachten Wunder haben mehrere „Funktionen“, z.B. verdeutlichen sie die Relativität von Raum (z.B. mit den kilometerhohen Löwenthronen), Zeit und sogar des Geschlechts (wenn Sariputra in ein Mädchen und wieder zurück verwandelt wird). Sie vermitteln etwas, das sich nicht mit Worten ausdrücken lässt. Wunder sprechen eine andere „Sprache“ und „… sind dazu da, die tief verwurzelten Vorurteile der Schüler bezüglich Möglichkeit und Unmöglichkeit zu erschüttern und sie für die Botschaft der Unvorstellbarkeit empfänglich zu machen.“ (Thurman, The Holy Teaching of Vimalakirti, S. 9)

Wir als moderne Leserinnen und Leser werden diesen Wundern wahrscheinlich eher skeptisch gegenüber stehen. Dann dürfen wir sie getrost als mythische Schilderung oder auch als Allegorien betrachten. Thurman schreibt, dass es sogar zwischen den eher traditionellen und modernen Gelehrten eine Übereinstimmung dahingehend gibt, dass „die Ereignisse in den Schriften allegorisch sind, wobei die Frage, ob es sich um lebende oder literarische Allegorien handelt, beiseite gelassen wird“. (Thurman, The Holy Teaching of Vimalakirti, S. 9)

Welche Sicht auch immer Sie bezüglich der Wunder einnehmen, wenn Sie es zulassen, dann wird Sie der Vimalakirti-Nirdesa in diese Welt der Wunder entführen:

„Wenn wir es zulassen, ganz in ein Mahayana-Sutra einzutauchen, dann werden wir zu einem Teil des Sutras. Wir gesellen uns zur großen Versammlung, fühlen uns ganz dazugehörig und nehmen an den Ereignissen des Sutras teil, während diese ihren Lauf nehmen.“ (Sangharakshita, The Inconceivable Emancipation, S. 98)

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1 Auszug aus der Einführung zum Buch Vimalakirti – Das Sutra von der unvorstellbaren Befreiung. Verlag Do-evolution, Essen: 2009 (Neubearbeitung der Übersetzung des Sutras durch Monika Dräger und Dh. Aryadeva sowie Einführung in das Sutra von Monika Dräger) Abdruck mit freundlicher Erlaubnis des Verlages Do-evolution.

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Dr. med. Monika Dräger
Ärztin und Dozentin,
Autorin, Lektorin und Übersetzerin